Zur Eröffnung der Videoausstellung Schaurig – gelesen – gezeichnet nimmt der
Literaturexperte Thomas Klingenmaier den Österreicher Karl Hans Strobl (1877-
1946) ins Visier. Sein ganzes Leben lang war dieser ein extrem Konservativer.
Er endete als Bejubler und Kulturapparatschik der Nationalsozialisten. Aber er
war auch einer der meistgelesenen Fantastikautoren seiner Zeit, und das aus
gutem Grund: Strobls morbide Fantasie reichte an die von Edgar Allan Poe
heran, seine besten Geschichten bieten unvergessliche Geisterbahnfahrten. Es
geht jedoch nicht darum, die Spannung zwischen dem Politschurken und dem
großen Erzähler auszuhalten. Der Fall Strobl ist besonders unter folgendem Gesichtspunkt
interessant: Man kann an ihm deutlich sehen, welche Verbindungsfäden
zwischen herrlicher Fantastik und schrecklicher Ideologie verlaufen.